Kleinbiotope in der Agrar­landschaft

Kleinbiotope in der Agrarlandschaft

Der Mensch schuf vor allem durch Ackerbau und Viehzucht die Kulturlandschaft. Dadurch entstand ein vielfältiges Mosaik unterschiedlicher Lebensräume für wildlebende Pflanzen und Tiere. Dazu gehören neben Siedlungen, Wegen, Äckern, Wiesen, Weiden, Wäldern (einschließlich Hutewald), auch Hecken, Feldgehölze, Raine und Säume, welche die kleinteilig parzellierte Landschaft gliederten. Die bäuerliche Kulturlandschaft bestimmte über viele Jahrhunderte hinweg bis etwa 1950 das Landschaftsbild in weiten Teilen Europas und beherbergte bis dahin ein Höchstmaß an Biotopstrukturen für unterschiedliche Lebensgemeinschaften. Die Vielfalt und der Artenreichtum begründete sich unter anderem durch die langen Grenzlinien entlang unterschiedlicher Biotope (z. B. Wald und Wiese), welche Arten beider Lebensräume enthielten.

Strukturwandel und die damit verbundene Flurbereinigung, Intensivierung und Aufgabe der traditionellen Nutzung in der modernen Landwirtschaft führte zu Großlandschaften, sodass heute weite kahle Ackerflächen an Waldflächen grenzen. Dabei sind durch die maschinen- und produktionsgerechte Umgestaltung der Wirtschaftsflächen viele Biotopelemente, wie Hecken, Büsche, Steinriegel, Böschungen und Mäuerchen beseitigt und Gräben, Mulden und Sumpfstellen verfüllt wurden.

Mit dem Nutzungswandel ging auch eine großflächige Umwandlung der Wiesen und Weiden in Ackerland einher. Dabei wird durch das Umbrechen mit dem Pflug die komplette dort lebende Tier- und Pflanzenwelt zerstört, was wiederum zu einschneidenden ökologischen Veränderungen führt. Zudem lösen auf den Äckern Monokulturen die vielfältigen Lebensgemeinschaften des Grünlands ab. Die Anwendung von Pestiziden und der erhöhte Eintrag von Nähr- und Schadstoffen in Böden und Gewässer beeinträchtigen Insektenarten und verändern ihre Lebensräume nachhaltig.

Oftmals bleiben nur inselartige Restflächen, welche stark gefährdet sind zurück; denn die Artenzahlen nehmen durch den Isolationseffekt schnell ab. Gleichzeitig findet eine Massenvermehrung einzelner Arten statt – ein typisches Merkmal instabiler, häufig gestörter Biotope. Idealerweise setzt man sich bei der Landschaftspflege dafür ein, die Kleinbiotope durch geeignete Strukturen zu vernetzten.

Kleinbiotope in der Agrarlandschaft

Gebüsche und Hecken

Gebüsche und Hecken

Die Vegetation von Licht liebenden Sträuchern in mehr oder weniger großer flächiger Ausdehnung (mit entsprechenden krautigen Pflanzen) wird als Gebüsch bezeichnet. Jungwuchs von Bäumen oder auch einige ausgewachsene Bäume sind als Begleiter häufiger vorhanden. Eine sehr ähnliche Pflanzenzusammensetzung findet sich in den linienförmigen Strukturen, den Hecken. Die meist zwischen zwei und zehn Metern hohen Gebüsche und Hecken sind in der Kulturlandschaft oft Reste alter Hudewirtschaft (das Vieh wurde frei auf der Weide gehalten oder in den Wald getrieben), gelegentlich auch angepflanzt. Natürlicherweise finden sich Gebüsche auf Flussinseln, an Gewässerrändern, auf Felsbänken und ähnlichen Sonderstandorten. Neu entstehen können sie, wenn Grasland von Sträuchern durchwachsen wird, wenn Steinbrüche aufgelassen oder Wegränder nicht gemäht werden.

In Abhängigkeit von der Bodenbeschaffenheit und dem Klima sind dominierende Straucharten in Gebüschen und Hecken: Schlehe, Weißdorn, gemeine Berberitze, gewöhnlicher Liguster, Hasel, einige Weidenarten, etliche Brombeerarten, Besenginster und andere. Bei spontan auf Waldlichtungen wachsenden Gebüschen sind Traubenholunder und Salweide vorrangig zu nennen.

Dramatische Zerstörung (besonders in den Jahren von 1950 bis ca. 1985) erfuhren Gebüsche in der Agrarlandschaft durch Flurbereinigungen. Daneben wirken mangelnde Pflege (ca. alle zehn Jahre partiell auf den Stock setzen) oder Verdrängung durch Brennesselfluren negativ. Als Lebensraum dienen Schmetterlingen (und viele anderen Tieren) besonders die flächigen Strukturen. Hecken können Biotope gut miteinander verbinden (als Korridor für die Ausbreitung von Tieren).

Kleinbiotope in der Agrarlandschaft

Steinriegel

Steinriegel

Bereits ab dem 13. Jahrhundert wurde in Deutschland vermehrt Wein angebaut. Dafür eigneten sich unter anderem Muschelkalkhänge. Durch ständiges Hacken kamen immer wieder kleinere und größere Steine zum Vorschein und diese wurden längs zum Weinberg und gleichzeitig zur Eigentumsgrenze angehäuft. Die Steine heizten sich tagsüber auf und gaben die gespeicherte Wärme nachts wieder ab, was ein willkommener Nebeneffekt war und noch heute ist. Nicht nur die Pflanzen, auch Schmetterlinge und andere wärmeliebende Insekten, profitieren davon. Ebenso finden hier Eidechsen, Blindschleichen, Schlingnattern und andere Wirbeltiere ihren Teillebensraum.

Zwischen den Steinriegeln entstanden an manchen Orten – nachdem die Weinberge aufgegeben und die freien Flächen nicht mehr bearbeitet wurden – Trockenhänge, wobei sich an den Rändern der Steinriegel Sträucher und Bäume wie Schlehe, Weißdorn, Heckenrose und wildwachsende Zwetschgen- und Apfelbäume ansiedelten, was für viele weitere Schmetterlingsarten und andere Insekten Lebensräume bedeutet.

Kleinbiotope in der Agrarlandschaft

Ackerbrachen

Ackerbrachen

Ackerbrachen sind landwirtschaftlich genutzte Flächen, die aus wirtschaftlichen, sozialen oder regenerativen Gründen für eine bestimmte Zeit nicht mehr bearbeitet werden. Ökologisch besonders wertvoll sind Brachen, die mindesten drei Jahre liegen bleiben und in dieser Zeit nicht gepflegt werden. Ab dem dritten Jahr ist eine Pflege der Brache sinnvoll (z.B. durch Beweidung, Mahd mit Abtransport des Schnittguts oder gezieltes Entkusseln von Sträuchern und Gebüschen), da sonst die natürliche Sukzession mit ihren dazugehörigen Entwicklungsstadien einsetzt. Auf den Eintrag von Pflanzenschutzmitteln und Dünger ist auf Brachen zu verzichten.

Es gibt zwei Varianten von Ackerbrachen, die Einsaatbrache und die Brache mit Selbstbegrünung. Bei der Einsaat Brache werden, idealerweise regional angepasste, Saatmischungen mit mehrjährigen Pflanzen ausgebracht. Diese Mischungen bieten zum Teil ein reichhaltiges Blütenangebot für Insekten.

Bei einer selbstbegrünten Ackerbrache entsteht die Vegetation durch Samen die im Boden liegen (manche Samen bleiben im Boden über Jahrzehnte keimfähig), durch Samen und vegetative Pflanzenteile bei der Bearbeitung der Nachbarflächen und durch Samenverbreitung von Pionierpflanzen außerhalb der Äcker. Durch verschiedenste Bodenbeschaffenheiten und Nährstoffverhältnisse entstehen Brachen von unterschiedlicher Ausprägung.

Die artenreichen Ackerbrachen sind bevorzugte Lebensräume für viele Insekten (z.B. Schmetterlinge, Bienen, Käfer, Schlupfwespen und Schwebfliegen), sie bieten auch ein reichhaltiges Nahrungsangebot für Kleinsäuger und Vögel.

Nährstoffarme Standorte

Nährstoffarme Standorte

Neben ausgedehnten Heideflächen gehörten noch im 19. Jahrhundert Moore – besonders die vom Niederschlagswasser gespeisten Hochmoore – zu den charakteristischen Landschaftselementen Nordwestdeutschlands.

Mittlerweile sind diese oft extrem nährstoffarmen Moorflächen aber durch Entwässerung, Torfabbau und landwirtschaftliche Nutzung größtenteils degeneriert oder zerstört.

Nachdem künstliche Dünger in der Landwirtschaft Einzug gehalten hatten, erwiesen sich die Heideflächen mit ihren geringen Erträgen bald als nicht mehr konkurrenzfähig. Im Zuge dessen verloren die Heidebauern mit ihren kleinen Viehherden ihre Existenzgrundlage und in der Mitte des 20. Jahrhunderts war die Heidebauernwirtschaft nahezu vollständig verschwunden. Die Folge war, dass die Heideflächen allmählich wieder verbuschten und im Laufe der Jahrzehnte sich vielerorts weiter zum Wald entwickelten.

Durch Dünger kaum beeinflusste Böden finden sich daneben in aufgelassenen Kies- und Sandgruben sowie Steinbrüchen; solche nährstoffarmen Sekundärlebensräume sind für bestimmte Pflanzen oft die einzigen Standorte, die ihnen in der ausgeräumten Kulturlandschaft noch zur Verfügung stehen.

Nährstoffarme Standorte

Magerrasen auf Kalk

Magerrasen auf Kalk

Ähnlich wie die Silikat-Magerrasen sind auch die Kalk-Magerrasen auf die landwirtschaftlichen Aktivitäten des Menschen zurückzuführen. Auf flachgründigen, oft steilen Hängen mit Kalkstein im Untergrund konnten sich durch Beweidung mit Schafen, Ziegen und Rindern nur wenige Gebüsche oder gar Bäume entwickeln. Auf den Böden entstanden artenreiche Krautschichten, die ihrerseits sehr artenreiche Schmetterlingswelten beherbergen.

Durch zunehmende Intensivierung in der Landwirtschaft lassen sich diese extensiv genutzten Standorte nicht mehr rentabel nutzen, so dass sie heute stark gefährdet sind. Starker Gehölzaufwuchs verdrängt nach und nach die Krautschicht und somit gehen viele wertvolle Schmetterlingslebensräume verloren. 

Durch die Aufgabe der extensiven Viehweidewirtschaft setzt die natürliche Sukzession ein und die artenreiche Krautschicht wird zunehmend vom einsetzenden Gebüschaufwuchs verdrängt. Nur eine Fortsetzung der Beweidung kann diesen Prozess stoppen oder zumindest minimieren.

Nährstoffarme Standorte

Heiden und Silikatmagerrasen

Heiden und Silikatmagerrasen

In manchen Regionen Nordwestdeutschlands erreichten Heideflächen heute kaum noch vorstellbare Ausmaße und bedeckten im 19. Jahrhundert große Teile des Tieflandes. Eintönige Landschaften mit der charakteristischen Besenheide (Calluna vulgaris L.) erstreckten sich über viele Quadratkilometer und dienten dem Menschen als Viehweide und für andere landwirtschaftliche Nutzungen. Ganze Landstriche erhielten dadurch ihren Namen wie etwa die Lüneburger Heide.

Obwohl also die Heiden alte Kulturlandschaften sind, beherbergen sie doch eine Vielzahl von Schmetterlingsarten, die sich an diese speziellen Verhältnisse angepasst haben.  Dabei spielt einerseits die Besenheide als Wirtspflanze für viele Raupen eine wichtige Rolle; zum anderen herrschen in Heideflächen stark unterschiedliche kleinklimatische Verhältnisse. Unterschiedliches Alter, die Dichte, die Licht- und Niederschlagsverhältnisse haben spürbare Auswirkungen auf die Besiedlung durch Schmetterlinge. Auch der Aufwuchs von Gebüschen in den Heiden ist für die Besiedlung von Schmetterlingen von großer Bedeutung: zahlreiche Arten entwickeln sich an Besenginster, Birke oder auch an Kiefer und Wachholder. Darüberhinaus sorgen Gebüsche für eine größere Strukturvielfalt und sind daher aus Sicht des Schmetterlingsschutzes ein nicht zu unterschätzender Faktor.

Die geeignetste Maßnahme zur Erhaltung dürfte sicherlich das kontrollierte Abbrennen einzelner Heideteilflächen darstellen. Weitere Maßnahmen sind Beweidung, Mahd o.ä., die aber in der Regel weniger effektiv zu sein scheinen.

Nährstoffarme Standorte

Moore

Moore

Moore sind Wuchsorte einer Reihe von mittlerweile selten gewordenen Pflanzen wie z.B. Wollgräser (Eriophorum spp.), Moorlilie (Narthecium ossifragum L.), Lungenenzian (Gentiana pneumonanthe L.) oder von Sträuchern wie Rauschbeere (Vaccinium uliginosum L.) und Gagelstrauch (Myrica gale L.). Die daran lebenden Schmetterlingsarten gehören daher in vielen Fällen ebenfalls zu den seltenen oder gar vom Aussterben bedrohten Arten, wie etwa die Kupferglucke (Gastropacha quercifolia L.) oder auch die Torfmooreule (Coenophila subrosea Stephens). Manche Arten sind dabei auf einen Komplex von Strukturen angewiesen, wie etwa der Hochmoor-Bläuling (Plebejus optilete Knoch): während die Falter gern in sonnigen, aber windgeschützten Bereichen an den Blüten der Erica-Heide (Erica tetralix L.) saugen, entwickeln sich die Raupen in den umgebenden lichten Kiefernwäldern an Rauschbeere (Vaccinium uliginosum L.), Preiselbeere (Vaccinium vitis-idaea L.) oder auch Krähenbeere (Empetrum nigrum L.).

Auch der Übergangsbereich zum Wald ist ein wichtiger Schmetterlingslebensraum: als Beispiel sei hier die vom Aussterben bedrohte Gagelmoor-Holzeule (Lithophane lamda Fabr.) erwähnt, deren Raupen an Gagelstrauch leben und zur Verpuppung halbwegs trockene Torfböden benötigen. Allzu großflächige Vernässungsmaßnahmen an ihren Standorten führen zu ihrem Verschwinden.

Für den Erhalt der Moore ist es erforderlich, den Gebüschaufwuchs nach Möglichkeit zu beseitigen, das sogenannte „Entkusseln“. Auch vorsichtig durchgeführte Wiedervernässungen können dazu führen, dass bereits entwässerte Flächen mittel- und langfristig wieder in einen naturnahen Zustand überführt werden; allerdings sollten dabei auch Übergangs- und Degenerationsstadien erhalten bleiben.

Wiesen, Weiden und Röhrichte

Wiesen, Weiden und Röhrichte

Als Grünland werden alle dauerhaften Pflanzengemeinschaften aus Kräutern und Gräsern bezeichnet, welche durch Feuer, Beweidung, Trockenheit, Temperatur und/oder menschliche Eingriffe in diesem Zustand gehalten werden. Der überwiegende Teil ist Kulturgrünland, welches durch Arbeit der Menschen entstand.

Dagegen sind Salz-, Sand- und Steppenrasen natürliches Grünland, sprich Urwiesen die ohne Zutun des Menschen entstanden sind. Salzwiesen werden (un)regelmäßig vom Meer überflutet. Sandrasen entsteht in Binnendünen oder Flusstälern. Die Steppe findet man im Bereich kontinental geprägter Klimate.

Grünland, erfüllt neben seiner Funktion als Produktionsfläche für Viehfutter, vor allem auch Ökosystemfunktionen im Naturhaushalt und dient der Bodenfruchtbarkeit sowie dem Boden- und Trinkwasserschutz. Außerdem bietet Grünland in der dicht besiedelten und übernutzten Kulturlandschaft Lebensraum für einen beträchtlichen Teil der heimischen Tier- und Pflanzenwelt und zählt zu den artenreichsten Biotoptypen Mitteleuropas.

Für eine artenreiche Pflanzenwelt, insbesondere für konkurrenzschwächere Arten wie Orchideen und Enziane, ist eine entsprechende Belichtung von existentieller Bedeutung. Dies wird durch eine Mindestpflege im Jahr erreicht. Viele Insekten und ihre Entwicklungsstadien benötigen einerseits ungestörte Wiesenflächen bis in den Herbst und das nächste Frühjahr, andererseits aber auch reichhaltige Blütenflor als Nahrungsquelle, was nur bewirtschaftete Wiesen bieten können. Dafür darf die Mahd nicht zu früh erfolgen, da sonst die Blütenkräuter ihren Lebenszyklus nicht abschließen können. Um Flora und Fauna ein optimales Entfaltungsoptimum zu bieten müssen verschiedenartig genutzte Grünlandbereiche kleinräumig aneinandergrenzen, so wie es in der ehemals kleinbäuerlich strukturierten Kulturlandschaft der Fall war. Somit empfiehlt es sich die ursprüngliche Nutzung in der Pflege von Feuchtwiesen, Halbtrocken- oder Magerrasen u. a. nachzuahmen.

Wiesen, Weiden und Röhrichte

Röhrichte

Röhrichte

Großwüchsige, schilfartige Pflanzenbestände im Uferbereich von Seen, Teichen und Fließgewässern werden als (Groß-)Röhrichte bezeichnet. Kennzeichnend sind u.a. Schilf (Phragmitis australis (Cav.) Trin.), Rohrglanzgras (Phalaris arundinacea L.) und Rohrkolben (Typha spec.). Auffällige Blütenpflanzen wie etwa die Sumpf-Schwertlilie (Iris pseudacorus L.) oder auch die Schwanenblume (Butomus umbellatus L.) sieht man eher selten.

Im Gegensatz dazu bestehen Seggenröhrichte (Seggenrieder) hauptsächlich aus etwa kniehoch wachsenden Pflanzen wie etwa Seggen (Carex spec.) und Binsen (Juncus spec.). Sie nehmen die nur Flach überschwemmten oder trockenfallenden Standorte im Bereich der Stillgewässer ein. Daneben gibt es zahlreiche Misch- und Übergangsformen.

Röhrichte sind vielfältige Lebensräume für eine große Zahl von Schmetterlingsarten. Viele der Raupen ernähren sich von den Blättern. Manche leben in den Wurzeln oder in den Stängeln der hier wachsenden Pflanzen.

Durch ihre oft unscheinbare Färbung und Zeichnung sind die Falter auch hervorragend an ihren Lebensraum angepasst. Ihre enge Bindung spiegelt sich auch in den Namen einiger Arten wider: Schilfdickichteule, Rohrkolbeneule oder Schilfrohr-Wurzeleule lassen schon Rückschlüsse auf die Lebensweise ihrer Raupen zu.

Nachdem der Rückgang der Röhrichte in den vergangenen Jahrzehnten teilweise erschreckende Ausmaße angenommen hatte, ist seit einiger Zeit doch ein gewisses Umdenken zu beobachten und zahlreiche Röhrichte sind unter Schutz gestellt worden.

Andererseits führen Nährstoffeinträge zu einem manchmal unkontrollierten Wachstum der Röhrichte und im weiteren Verlauf zur Verlandung von Stillgewässern. Pflegemaßnahmen wie z.B. eine streifenförmige Mahd sind also vielfach unerlässlich und tragen zur Erhaltung dieser wichtigen Biotope bei.

Wiesen, Weiden und Röhrichte

Hochstaudenflur

Hochstaudenflur

Hochstaudenfluren sind zumeist kleinflächige Lebensräume mit hoch und üppig wachsenden, mehrjährigen, krautigen Pflanzen (die nicht verholzen). Die Wuchsorte zeichnen durch erhöhte Nährstoffanreicherungen im Boden aus und je nach Standort und Region können viele verschiedene Pflanzengesellschaften auftreten. Natürliche Hochstaudenfluren sind fast ausschließlich im Gebirge, an der Waldgrenze, in Lawinenbahnen oder entlang von Bachufern zu finden.

Die meisten sind aber unter Einwirkung des Menschen entstanden, wie auf Almen, wo es rund um die Stallungen eine intensive Stickstoffanreicherung durch die Ausscheidungen der Tiere gibt (Lägerfluren). Oft bilden sich Hochstaudenfluren auf Brachland, nachdem eine landwirtschaftliche Bodennutzung eingestellt wurde, nach einem Kahlschlag in Wäldern (Schlagfluren), oder auf Trümmerschutt von Industriebrachen (ruderale Hochstaudenfluren), und sind zumeist kurzlebige Übergangsstadien, die vorübergehend bei der Sukzession von niedriger oder offener Vegetation zum Wald auftreten.

Feuchte Hochstaudenfluren können sich bei sehr sporadischem Eingriff durch den Menschen (maximal eine Mahd pro Jahr) an Weg- oder Waldrändern ausbilden, und sind an Ufern von Gewässern (Ufer Hochstauden) zu finden, oft nur mit einer oder wenigen dominierenden Pflanzenarten (z. B. Mädesüß, Gilbweiderich, Brennnessel, Goldrute, Wasserdost). Sie beeindrucken vor allem im Sommer durch eine leuchtende Blütenpracht und sind ein wichtiges Nahrungshabitat für zahlreiche Insektenarten, Vögel und Kleinsäuger.

Hochstaudenfluren dienen als verbindende Lebensräume der Vernetzung von Biotopen und ermöglichen den Austausch von Genen zwischen verschiedenen Populationen in entfernten Gebieten und sichern somit das Überleben bestimmter Arten.

Wiesen, Weiden und Röhrichte

(Mesophiles) Grünland

(Mesophiles) Grünland

Mehr oder weniger artenreiches Grasland mit Pflanzenarten, die mittlere Temperatur- und Feuchtigkeitsverhältnisse bevorzugen, wird als mesophiles Grünland bezeichnet. Es ist zumeist durch menschliche Einflüsse (Rodung, regelmäßige Mahd und Weidenutzung) entstanden. Bei extensiver Nutzung zeichnet es sich durch blütenreiche Wiesen mit einem ausgewogenen Verhältnis an zahlreichen Unter- und Obergräsern sowie charakteristischen Kräutern aus. Kennzeichnend für eine extensive Nutzung ist ein geringer Weidedruck mit wenig Tieren pro Fläche (maximal 1 Rind oder 10 Schafe pro Hektar), sowie geringe bis keine Düngung und es wird nur ein- bis zweimal im Jahr und nicht vor der Hauptblütezeit der Gräser gemäht. Diese Form der Nutzung begünstigt eine hohe Diversität an Pflanzenarten wodurch andere Organismengruppen positiv beeinflusst werden. So wird durch artenreiches Grünland auch eine höhere Vielfalt und Dichte an Insekten- und Vogelarten, sowie bodenlebenden Organismen gefördert. Viele Insektenarten können auf artenarmen, überdüngten und mehrfach gemähten Wiesen nicht überleben. Dadurch sind wiederum Wiesenvögel, z. B. verschiedene Schnepfenarten stark bedroht.

Die Multifunktionalität von Grünland wird mit steigender Pflanzenartenzahl stetig erhöht. Eine hohe Pflanzendiversität steigert die Kapazität zur Speicherung von organischem Kohlenstoff im Boden, reduziert die Stickstoffauswaschung ins Grundwasser und erhöht die Versickerung von Wasser im Boden, wobei die Erosion vermindert wird und die Grundwasserbildung zunimmt. Zudem werden durch eine hohe Pflanzenartenzahl auch Zersetzer begünstigt, welche die Bodenfruchtbarkeit erhalten. Dadurch trägt artenreiches Grünland maßgeblich zum Erhalt eines funktionierenden Naturhaushalts bei. Der Verlust an Artenreichtum oder gar die Umwandlung von Dauergrünland in Ackerland führt zum Verlust ökologischer Funktionen im Biodiversitäts-, Wasser-, Boden- und Klimaschutz.

Streuobstbestände

Streuobstbestände

Streuobstwiesen sind Lebensraum und Naturparadiese für eine vielfältige Tier – und Pflanzenwelt. Sie gehören zu den artenreichsten Biotopen Mitteleuropas. Charakteristisch für Streuobstwiesen sind starkwüchsige, hochstämmige und großkronige Obstbäume, die in weiträumigen Abständen stehen. Darunter wachsen bunt blühende, artenreiche Wiesen, die entweder zur Heugewinnung gemäht oder direkt als Viehweide genutzt werden. Streuobstwiesen hatten im 19. und in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts eine große kulturelle, soziale, landschaftsprägende und ökologische Bedeutung. Die mächtigen Baumkronen der Obstbäume, die im Frühjahr eine unvergleichliche Blütenpracht entfalten, bieten ebenso wie die artenreichen Wiesen vielen Vogel- und Insektenarten Nahrung und Lebensraum. Obstbaumalleen sind vergleichbare Lebensräume und in der ausgeräumten Agrarlandschaft wichtige Gliederungselemente.

Wälder und Gehölze

Wälder und Gehölze

Nach dem Ausklingen der Eiszeit in Mitteleuropa (ca.18.000 vor heute) begann um 8000 v. h. bis 5000 v. h. die Waldvegetation sich stärker durchzusetzen. Vom Eichenmischwald ausgehend wurde ca. 3000 v. h. die Buche bei uns vorherrschend. Allerdings begann ca. 5000 v. h. die Sesshaftigkeit der Menschen mit Rodung, Tierhaltung und Ackerbau. Neben der Rohstoffgewinnung (v.a. Holz) gab es Waldhude (Haustiere wurden zur Mast in den Wald getrieben), Nieder- und Hochwaldwirtschaftsformen.

Diese Entwicklungen führten dazu, daß der Zustand in Deutschland, dem waldreichsten Land in Mitteleuropa (ca. 30% Waldanteil der Bodenfläche), heute nicht der Situation entspricht, die ohne menschliche Eingriffe zu erleben wäre. Es ist davon auszugehen, daß in Mitteleuropa ohne Bewirtschaftung über 90% der Fläche von Wald bestanden wäre.

Das waldreichste Bundesland ist Rheinland – Pfalz (42,3% der Landesfläche sind von Wald bestanden), das an Wald ärmste Land ist Schleswig – Holstein (mit 11%) Waldanteil).

Zur Zeit sind in der Bundesrepublik ca. 11,4 Mio.ha Land bewaldet (Tendenz in den letzten Jahren zunehmend).

Die herausragende Bedeutung des Waldes für Pflanzen und Tiere wird insbesondere auch durch die klimatischen Bedingungen im Wald (die anders sind als auf den umgebenden Flächen) mit beeinflusst. Im Wald ist die Beleuchtung geringer (mit Auswirkungen auf den Unterwuchs) und der Wärmetausch mit der Umgebung wird durch das Kronendach gedämpft, welches zur Folge hat, daß die Temperaturschwankungen geringer sind als in der Umgebung.

Wälder und Gehölze

Waldrand

Waldrand

Grenzen zwischen verschiedenen Ökosystemen sind Übergangsbereiche – sogenannte Ökotone – von besonders hoher Bedeutung für die Artenvielfalt sowohl von Pflanzen als auch von Tieren. Erhöhte Artenzahlen finden sich für gut ausgebildete Waldränder für eine Reihe von Tiergruppen, insbesondere (neben Vögeln, Heuschrecken, Spinnen u.a.)auch für Schmetterlinge. Dabei ist es für diese Tierordnung umso vorteilhafter je deutlicher auch die sogenannten Saumgesellschaften (hauptsächlich krautige Pflanzen in einem Streifen vor dem eigentlichen Waldrand) ausgebildet sind. Neben einem idealerweise reich gegliederten Waldrand haben dann die Schmetterlinge in ihren verschiedenen Entwicklungsstadien (Ei, Larve, Puppe und Imago) die Möglichkeit, die unterschiedlichen Kleinlebensräume für ihre Entwicklung zu nutzen. Für eben diese Möglichkeit ist es von außerordentlicher Wichtigkeit, die Pflege der Waldränder – die ja immer mit Eingriffen verbunden ist – in zeitlichen Intervallen von 5-10 Jahren und abschnittsweise durchzuführen. Dann ist besonders gut gewährleistet, dass der Wechsel von unterschiedlichen Licht- und Wärmeverhältnissen ausgeprägt ist. Diese Situation erlaubt dadurch die Existenz einer höheren Individuendichte und Artenzahl als das Waldinnere bzw. die offene Landschaft.

Neben den Außenwaldrändern gelten die ökologischen Zusammenhänge grundsätzlich ebenso für die Binnenwaldränder an Gewässern, Wald- u.a. Verkehrswegen.

Wälder und Gehölze

Kopfholz

Kopfholz

Bis Ende des vorletzten Jahrhunderts war Kopfholzwirtschaft im Wald weit verbreitet: in 2,5m bis 3m Höhe werden Bäume zur Gewinnung von Laubheu, Schwachholz zum Heizen oder Flechtwerk für Gefache im Fachwerkbau regelmäßig gekappt. Baumarten mit gutem Stockausschlagvermögen wie Hainbuche, Esche, Ahorn, Linde u.a. werden bevorzugt. Bestimmte Wälder mit entsprechendem Arteninventar werden dadurch maßgeblich geprägt. Ähnlichkeiten mit Niederwäldern, in denen der Austrieb über dem Wurzelstock geschnitten wird (Stockausschlag), und mit der Scheitelwirtschaft – wiederholtes Abschneiden der Schösslinge in ca. 2m Höhe – verbinden diese historischen Waldwirtschaftsformen.

An Gewässern und im Grünland sind einzelne Kopfbäume oder Gruppen zu finden. Gekürzte oder regelmäßig beschnitte Silberweiden (Salix alba L.) und Korbweiden (Salix viminalis L.) liefern z.B. Triebe zum Flechten und bei älteren Ästen Material für Stiele und Pfosten. Die oben durch das regelmäßige Schneiteln dichter werdenden Baumstämme („Kopf“) bieten im Alter gleichermaßen wichtigen Lebensraum in ihren abgestorbenen Bereichen. Dieses Totholz zählt mit zu wichtigen Lebensräumen für Insekten, sowie für bestimmte Pilz- und Pflanzenarten und spielt daher im Ökosystem eine zentrale Rolle.

Zahlreiche Schmetterlinge, besonders Nachtfalter, entwickeln sich in diesen Strukturen, die die Kopfholzwirtschaft hervorbringt. Heute ist wegen dieses großen Nutzens für Tiere eine Pflege und der Erhalt (nur auf wenigen Flächen in der Regel) eine wichtige Aufgabe des Naturschutzes.

Wälder und Gehölze

Wälder und Forsten

Wälder und Forsten

Bis auf wenige Flächen (z.B. Felsstandorte oder solche, die mehr als 5 Monate im Jahr überstaut sind) wären die Böden in Mitteleuropa ohne Eingriffe praktisch vollständig bewaldet. Von Waldkiefer (auf sehr trockenen Standorten) bis Moorbirke (auf sehr nassen Flächen) teilen sich die ca. 45 Baumarten in Mitteleuropa die verschiedenen Lebensräume: eher feuchte besiedeln Erlen, Stieleichen, Eschen; trockenere die Ahornarten, Traubeneichen etc.

Die Buche ist dabei innerhalb ihres physiologischen Bereichs, in dem sie gut gedeiht, allen anderen Arten aufgrund ihrer Konkurrenzkraft überlegen. Üblicherweise sind die Standorte, an denen die verschiedenen Arten unter dem Wettbewerb mit anderen wachsen können, sehr viel geringer (Existenzbereich) als ihre Möglichkeiten es zulassen (Potenzbereich). Die selteneren Baumarten finden sich so in Wäldern eher auf Sonderstandorten (dazu gehören Eibe, Speierling, Flaumeiche und viele andere).

Von den ca. 90 Millionen Bäumen in Deutschland ist die Fichte heute am häufigsten. Die Übernutzung des Waldes (besonders im Mittelalter) sorgte ebenso wie Kriege für ausgedehnte Kahlschläge und waldfreie Gebiete. Des schnellen Ertrages wegen (Bau-, Möbel- und Brennholz) und weil die Fichte vergleichsweise anspruchslos ist, wurde dieser Nadelbaum vorrangig beim Wiederaufforsten eingesetzt.

Die vom Menschen begründeten Fichtenwälder (-forste) sind auf über 30% der Waldfläche in Deutschland vertreten. Unter natürlichen Bedingungen würde sich die Fichte nur an wenigen Standorten halten. Klimabedingt besonders in der hochmontanen (ca. 700 – 1100m) und subalpinen Stufe.

Die Eichenarten sind neben der Rotbuche die zweithäufigsten einheimischen Laubbäume. In Europa ist die Gattung Eiche mit 27 Arten, in Deutschland mit nur 3 Arten vertreten. Stiel- wie Traubeneichen können ein Alter von über tausend Jahren erreichen. Die Stieleiche ist die robustere von den beiden. Sie verkraftet besser Temperatur- und Feuchtigkeitsschwankungen und kommt leichter mit nährstoffarmen Böden zurecht. Sie ist weniger frostempfindlich. Von der Eiche profitieren europaweit ca. 400 Schmetterlingsarten (und über 1000 Käferarten). Auch Vögel, vor allem Spechte, Hohltaube und Kleiber sowie Säugetiere wie Fledermäuse, Siebenschläfer und Baummarder nutzen die Spechthöhlen in alten, teils abgestorbenen Eichen.

Nicht zuletzt, um den Klimawandel etwas entgegenzusetzen (Extremwetterlagen schaden einigen Baumarten sehr), wird zur Zeit der Umbau des Waldes vorangetrieben. Zu hoher Wildbestand, Sturmschäden (darauf, besonders an Fichten, folgend Borkenkäferbesiedlung) und Trockenheitsverluste (auch bei Buchen) fordern zum Handeln. Das wird zu höherer Diversität bei den Baumarten und zu mehr Totholz führen.

Lebensräume der Siedlungen und ihrer Randlagen

Lebenräume der Siedlungen und ihrer Randlagen

Beispielhaft werden im Folgenden die Lebensräume „Ruderalstellen“ und „Eisenbahngelände“ dargestellt. Siedlungsnahe Standorte zeichnen sich in großem Maße durch eine Vegetation aus, die besonders an wärmere oder stickstoffreiche Bedingungen angepasst ist. Bodenbeschaffenheit und Klima sowie daraus resultierend die Wasserversorgung sind im Verhältnis zum Umland von den Menschen überaus stark beeinflusst; der Grad der Versiegelung und der Wasserabfluß sind bestimmend.

Verkehrsflächen wie Bahngelände bieten auf schotterreichem Boden eine gute Drainage; Entsorgungsflächen (z.T. auch „wilde“ Deponien) haben nach ihrer Abdeckung – je nach Oberflächenmaterial – bestimmte Abfolgen von Pflanzen (Sukzession) mit in der Regel hohen Nährstoffgehalten im Boden. Auf vielen (vorübergehenden) Schuttflächen sind die Bodenverhältnisse durch Zement und Mörtelreste bestimmt.

Weit verbreitet ist auf diesen Flächen eine ruderale Hochstaudenflur mit Gemeinem Beifuß, Rainfarn, Großer Brennessel, Giersch, Klettenarten, Schwarznessel und anderen Arten.

Bleiben solche Lebensräume ohne Nutzung entstehen bei fortschreitender Sukzession des öfteren Gebüsche mit Pflanzenkombinationen zwischen Waldmantelgebüschen und Schlagfluren (auf Kahlschlägen im Forst). Dabei spielen Brombeerarten, Salweide, Hängebirke und Schwarzer Holunder eine Rolle. Steinklee, Königskerzen und Gewöhnlicher Natternkopf wachsen ebenfalls an solchen Standorten. Auch eine Reihe von Neophyten (z.B. die Kanadische Goldrute) kommen dazu.

Lebensräume der Siedlungen und ihrer Randlagen

Ruderalstellen

Ruderalstellen

Ruderalstellen sind offene, stark durch den Menschen geprägte und häufig gestörte Flächen der Siedlungen, Industrie- und Entsorgungsanlagen sowie der Verkehrswege. In der Regel sind es nährstoffreiche, insbesondere stickstoffreiche Schuttböden, denen oft eine echte Bodenhorizont-Bildung fehlt. Typische Ruderalstellen sind unbebaute Grundstücke, Hofplätze, Sraßenränder, Trümmerstellen, Abfallberge und Müllhalden.

Ruderalpflanzen haben das Vermögen gestörte bzw. in der Naturlandschaft nicht auftretende Wuchsorte zu besiedeln. In der vorwiegend krautigen Ruderalvegetation finden sich neben Ruderalpflanzen weitere Arten als „Begleiter“ oder „Zufällige“, die andere Biotoptypen bevorzugen, jedoch die spezifischen Lebensbedingungen auf Ruderalstellen mehr oder minder tolerieren können. Außerdem gibt es zahlreiche Zier- und Nutzpflanzenarten, die auf Ruderalstellen verwildern, und somit kommt es über diese Standorte häufig zur Einbürgerung von Neophyten.

Häufige Ruderalpflanzen sind z. B. Große Brennessel, Einjähriges Rispengras, Acker-Kratzdistel, Breitwegerich und Schmalblättriges Weidenröschen. Sie zeichnen sich im Allgemeinen durch eine sehr hohe Samenproduktion aus, was ihnen eine rasche, intensive Besiedlung gestörter Standorte erlaubt, bei gleichzeitig geringer Konkurrenzkraft gegenüber anderen Arten. Ihre Arterhaltungs-Strategie besteht in der fortwährenden und schnellen Besiedlung von immer neuen Ruderalstandorten, um dadurch dem Konkurrenzdruck an einem Standort auszuweichen.

Infolge der geringen Vegetationsdecke und Wasserspeicherfähigkeit der Böden ist das Ökosystem der Ruderalflächen durch starke Schwankungen des Wasserhaushalts und des Mikroklimas gekennzeichnet. Für den Naturschutz sind Ruderalflächen dennoch wertvoll; sie erfüllen als bandförmige Biotopstrukturen (z. B. an Wegrändern) eine Naturraum vernetzende Funktion. Zudem sind sie Rückzugsorte für Insekten in einer lebensfeindlichen Umgebung.

Lebensräume der Siedlungen und ihrer Randlagen

Eisenbahngelände

Eisenbahngelände

Der Bau von Bahnlinien ist immer mit einem Eingriff in die Natur verbunden. Jedoch können Bahndämme und Bahnhöfe zu wichtigen Ersatzlebensräumen für Pflanzen- und Tierarten werden. Zudem erlangen Eisenbahnstrecken durch ihren linienförmigen Verlauf und ihr vernetztes System in Stadt- und Industrielandschaften eine wichtige Bedeutung als durchgehende Biotopkorridore, die von verschiedenen Arten als Ausbreitungswege genutzt werden können.

Bahntrassen mit Schotteruntergrund sind für Pflanzen Lebensräume mit extremen ökologischen Standortbedingungen, wie Hitze, starker Austrocknung, Windturbulenzen und Nährstoffarmut.

Bahnanlagen und ihre häufig extensiv gepflegten Begleitflächen bieten verschiedenartige Lebensräume. Magerstandorte, wie Brachflächen rund um die Bahnhöfe und stillgelegte Streckenabschnitte, beherbergen oft Ruderalfluren. Zudem findet man Magerwiesen auf nährstoffarmen Böschungen und Dämmen. Auf den humusarmen Rohböden der Gleisbereiche können Pioniergesellschaften viele Jahre existieren. Hinzu kommt das die Trockenstandorte, blütenreiche Randstreifen und verbuschte Böschungen Sekundärlebensräume bieten für wärmeliebende Reptilien, Vögel und zahlreiche Insekten.

Bei optimalen Pflegemaßnahmen achtet man auf den richtigen Zeitpunkt und sorgt für eine räumliche und zeitliche Staffelung, und verwendet eine tierschonende Mähtechnik, um nicht schlagartig den Lebensraum und die Nahrungsgrundlage für verschiedene Tierarten zu entziehen. Wichtig ist auch der Erhalt von Strukturvielfalt und Mangelbiotopen (z. B. Feuchtstellen). Außerdem sollte der Herbizideinsatz auf ein Minimum reduziert werden.

Gewässer

Gewässer

Die Oberflächengewässer des Binnenlandes werden in Fließgewässer (Bäche, Flüsse und Ströme) und stehende Gewässer (Seen, Teiche, Tümpel, Weiher, Talsperren) unterteilt. Sie bedecken nur einen geringen Teil der Oberfläche, sind aber ein westlicher Bestandteil der Landschaft und bilden eine Vielzahl von Lebensräumen für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten. Darüber hinaus sind sie auch für den Menschen von großer Bedeutung, denn sie versorgen uns mit Trink- und Brauchwasser, entsorgen unser Abwasser und stellen Erholungs- und Freizeitraum zur Verfügung. Nur ökologisch weitgehend intakte Gewässer können diese ökologischen Dienstleistungen erfüllen.

Die Qualität vieler Gewässer nimmt aufgrund des Klimawandels und anthropogener Einflüsse stark ab. So wirken sich bauliche Maßnahmen (wie z.B. Flussbegradigungen) und Stoffeinträge ebenso wie Klimaänderungen in vielfältigster Weise auf die Gewässerbedingungen aus. Dies führt zu Veränderungen in der Menge und zeitliche Verteilung des Wasserabflusses, aber auch der Morphologie und der physikalisch-chemischen und chemischen Verhältnisse im Gewässer. Die Folgen für die am Ende der Wirkungsketten befindlichen Gewässerorganismen und letztlich auch für uns sind nicht vollständig zu prognostizieren.

Daher sind Tiere und Pflanzen wichtige Bioindikatoren für den Zustand eines Gewässers. In der Artzusammensetzung und der Häufigkeit ihres Vorkommens spiegeln diese Organismen die Lebensbedingungen über einen längeren Zeitraum wider und geben Auskunft über eine längerfristige Belastungssituation. Chemische Analysen dagegen können lediglich eine Momentaufnahme beschreiben.

Gewässer

Ufer

Ufer

Als Ufer bezeichnet man die unmittelbar an ein Gewässer angrenzende Landfläche. Uferbereiche sind durch schwankende Wasserstände, erosions- und strömungsbedingte Landzugänge und -abgänge sowie eine standorttypische Vegetation gekennzeichnet. Die Uferzonen (Litoral) können verschiedene Strukturen wie steile spärlich bewachsene Uferböschungen, verkrautete Bereiche mit typischen Feuchtwiesenstauden und Ufergehölzzonen aufweisen. Geschlossene Ufergehölzzonen mit den charakteristischen Baumarten wie z.B. Erlen, Pappeln, Weiden und Birken bieten zahlreichen Tieren wie z.B. Insekten, Amphibien, Vögeln und Kleinsäugern Schutz und Lebensraum. Darüber hinaus erfüllen sie wichtige Funktionen als Wasserspeicher und zum Schutz vor Bodenerosion, ebenso verringern sie den Eintrag von Düngemitteln oder Pestiziden aus Äckern und Wiesen in die Gewässer. Ufervegetation und Uferbereiche dienen darüber hinaus der Biotopvernetzung und haben demnach einen hohen ökologischen Wert. Viel zu oft fielen und fallen naturnahe Uferbereiche landwirtschaftlicher Nutzung, verschiedenen Baumaßnahmen, Gewässerverrohrungen oder -kanalisierungen zum Opfer.

Im §38 des deutschen Wasserhaushaltsgesetzes werden Gewässerrandstreifen mit einer Mindestbreite von fünf Metern einem besonderen Schutz unterstellt. In diesem Bereich sind bauliche Anlagen, Anbau bestimmter Kulturen, Bodenumbruch und Pflanzenschutzmaßnahmen verboten oder reglementiert.

Wegen ihrer großen Bedeutung für die Biodiversität und ihrer weiteren ökologischen Funktionen sollten natürliche und naturnahe Bestände geschützt, erhalten, aufgewertet, revitalisiert und renaturiert werden.

Gewässer

Galeriewald

Galeriewald

Als Galeriewald bezeichnet man in der mitteleuropäischen Kulturlandschaft schmale, aber weitgehend geschlossene Baumsäume u.a. entlang von Fließgewässern im Offenland. Es handelt sich hierbei häufig um die Reste ehemaliger Auwälder. Die dominierenden Baumarten sind hier vor allem Schwarzerle (Alnus glutinosa L.), Gemeine Esche (Fraxinus excelsior L.), Zitterpappel (Populus tremula L.) und Korbweide (Salix viminalis L.). In der Krautschicht findet man typische Feuchte-bzw. Nässezeiger wie z.B. die Winkel-Segge (Carex remota L.) oder das Wechselständige Milzkraut (Chrysosplenium alternifolium L.) und viele Arten mesophiler Laubwälder (Fagetalia). Darüber hinaus gibt es Galeriewälder entlang von Grundgrenzen, wo sie häufig die Funktionen von Hecken übernehmen und entlang von Geländestufen (Hangwald), die aufgrund ihrer Lage oder Zugänglichkeit nicht landbaulich genutzt werden können.

Galeriewälder sind Naturwaldreste mit wichtigen Funktionen wie z.B. Schutz vor Bodenerosion an Wasserläufen und Hanglagen und insbesondere als Biotopinseln in der intensiv genutzten Landschaft. Häufig fallen diese Galeriewälder Flurbereinigungen, der Baulandgewinnung und dem technischen Sicherungsbau zum Opfer und werden daher immer seltener.

Sonderlebensräume

Sonderlebensräume

Khölzen (z. B. Eichen, Buchen und Weiden) als auch Nadelbäumen (z. B. Fichten und Kiefern). Wenn die Pilze im Spätwinterarme gebracht werden, können die Falter schon in wenigen Tagen schlüpfen.

Früchte von Obstbäumen werden von Raupen verschiedener Wicklerarten (Tortricidae), wie z.B. dem Apfelwickler (Cydia pomonella L.) gefressen. Ihre Fraßgänge durchziehen das Fruchtfleisch und eine Raupe schädigt dabei mehrere Früchte.

Der wohl bekannteste Vertreter unter den Vorratsschädlingen ist die Dörrobstmotte (Plodia interpunctella Hbn.). Da sie ein sehr breites Nahrungspektrum hat, besiedelt die Motte auch menschliche Vorräte und ernährt sich unter anderem von Getreide, Gewürzen, Nüssen, Schokolade und Trockenobst.

Raupen aus der Familie der Tortricidae, wie der Kiefernzapfenwickler (Gravitarmata margarotana Heinemann) fressen sich durch Kiefern- und Tannenzapfen, andere Arten auch durch Fichtenzapfen.

In Nistkästen bzw. Nestern findet man unterschiedliche Insektengemeinschaften. Viele Arten leben saprophag, d.h. sie ernähren sich von toter organischer Substanz, wie Nistmaterial, Nahrungsresten, Blutkielen (Verlust blutiger Federn bei der Mauser), Kot von Vögeln und von anderen im Nest lebenden Tieren. Darunter befinden sich die Larven von Kleinschmetterlingen wie z.B. der Pelzmotte (Tinea pellionella L.) oder der Echten Kleidermotte (Tineola bisselliella Hummel).